Die Bienen

Warum sie unverzichtbar sind

Bienen haben bereits vor etwa 100 Millionen Jahren ihre Spuren auf der Erde hinterlassen. Während einer Zeit, als die Vorfahren des Menschen rattenähnliche Kreaturen gewesen sind. Vor wenigen Jahren haben Forscher einen besonderen Fund gemacht: Das 100 Millionen Jahre alte Fossil einer Biene, umschlossen von Bernstein.

Laut einem Bericht des Wissenschaftsmagazins Scinexx weist dieses Insekt sowohl für Wespen als auch für Bienen typische Merkmale auf. Zudem würden Pollenkörner an dessen Körper erstmals belegen, dass schon primitive Bienen wie diese Blüten besucht haben.

Schon gewusst? Auch wenn der Fund den Hang von Ur-Bienen zu Blüten belegt: Die Vorfahren der Bienen wie wir sie heute kennen, sind Fleischfresser gewesen.

Bienen sind auf mehreren Ebenen ein interessantes Forschungsgebiet. Ihr Zusammenleben ist von einer strikten Struktur geprägt. Außerdem sind diese Insekten für uns unverzichtbar. Ihr ökonomischer und ökologischer Nutzen ist immens.

Königin, Arbeiterinnen und Drohnen

Der Staat der Bienen

Bei einem Staate wie dem der Bienen von einer Demokratie zu sprechen, verwundert vielleicht auf dem ersten Blick. Schließlich sind deren Völker nach einer strengen Hierarchie strukturiert. Das bedeutet jedoch nicht, dass eine Oberbiene sämtliche Entscheidungen fällt. Vielmehr ist das stets Aufgabe des gesamten Bienenvolks – eine basisdemokratische Angelegenheit also. Der amerikanische Verhaltensforscher Thomas Seeley hat diesen Prozess sehr gut in seinem Buch Bienendemokratie – Wie Bienen kollektiv entscheiden und was wir davon lernen können beschrieben.

Thomas Seeley war Schüler des deutschen Bienenforschers Martin Lindauer, der wiederum ein Schüler des österreichischen Bienenforschers und Nobelpreisträger Karl von Frisch war.

Hier lesen Sie einiges über die Besonderheiten und Aufgaben von Königin, Arbeiterinnen und Drohnen innerhalb eines Volkes.

Die Königin

Pro Volk gibt es eine Königin. Sie schlüpft nach 16 Tagen, 10 Tage später erfolgt der Hochzeitsflug – der Startschuss zur Bildung einer neuen Kolonie. Nach 2 bis 5 Jahren endet das Leben einer Königin.

  • Aufgabe: Sie ist das einzige Weibchen des Volks, das Eier legen kann. Damit sorgt die Königin für den Fortbestand ihres Volks.

  • Besonderheiten: Durch die ausschließliche Fütterung von Gelée Royale wird aus einem normalen Ei eine Königin. Indem sie Duftstoffe (Pheromone) absondert, hält sie ihr Volk zusammen und sorgt für ein harmonisches Zusammenleben. Sie besitzt einen Stachel.

Schon gewusst? Eine Bienenkönigin legt fortlaufend Eier. Bis zu 2000 sind es jeden Tag.

Die Drohnen

Eine Drohne schlüpft erst deutlich später als eine Königin – nach 24 Tagen. Was ziemlich ungerecht ist, weil sie zugleich nur 30 bis 40 Tage lebt. Die männlichen Bienen sind nach 8 bis 12 Tagen geschlechtsreif. Innerhalb eines Volks gibt es zwischen 500 und 2000 von ihnen.

  • Aufgabe: Drohnen befruchten ihre Königin im Flug an so genannten Drohnensammelplätzen.

  • Besonderheiten: Die Paarung mit der Königin findet im Flug in bis zu 20 Meter Höhe statt. Drohnen sind recht unselbständig und müssen daher gefüttert werden. Sie besitzen keinen Stachel.

Schon gewusst? Drohnen entstehen aus unbefruchteten Eiern.

Die Arbeiterinnen

Geht es nach der Masse, sind sie der dominante Teil eines Bienenvolks. Pro Volk gibt es je nach Jahreszeit zwischen 15.000 und 70.000 Arbeiterinnen. Sie schlüpfen nach 21 Tagen. Ihre Lebensdauer hängt von der Jahreszeit, während der sie geschlüpft sind, ab.

  • Aufgabe: Arbeiterinnen sind extrem fleißig. Sie sind Pollen- und Nektarlieferanten, Wachsproduzenten und Baumeister der Waben, Brutpfleger und Erzieherinnen, Wachpersonal und Honigerzeuger. Entsprechend werden sie Flugbienen, Sammelbienen etc. genannt.

  • Besonderheiten: Die Arbeiterinnen steuern und lenken ihre Königin. Die Kommunikation findet über Tänze statt. Sie besitzen einen Stachel.

Schon gewusst? Winterbienen werden wesentlich älter als Sommerbienen. Nach dem Schlupf bleiben ihnen etwa 6 bis 7 Monate – im Vergleich zu maximal 42 Tagen für die Sommerbienen.

Die gold-gelbe Wirtschaftsmacht

Ohne Bienen ginge die Menschheit nicht innerhalb weniger Jahre zugrunde. Dieser Ausspruch, der Albert Einstein fälschlicherweise in den Mund gelegt wird, trifft so nicht zu. Eines ist allerdings klar: Ohne Insekten wäre das Leben der Menschen deutlich mühsamer. Und auch die restliche Umwelt würde leiden und an Vielfalt verlieren.

Der wirtschaftliche Wert von Bienen ist enorm. Ihre Wertschöpfung liegt laut einer Analyse von Agrarökonomen der Universität Hohenheim weltweit bei circa 265 Milliarden Euro. Allein mit ihrer Bestäubungsarbeit erwirtschaften Bienen demnach in Deutschland schätzungsweise rund 1,6 Milliarden Euro pro Jahr. Diese Zahl sei dreizehnmal so hoch wie die Wertschöpfung der Honig- und Bienenwachsproduktion, die bei etwa 120 Millionen Euro liege.

 

Volle Vorratskeller Dank der Biene

In der Analyse heißt es, dass die im Anbau erzielten Erlöse ohne Insektenbestäubung im Schnitt 41 Prozent geringer wären – allerdings mit großen Abweichungen, da die verschiedenen Kulturen mehr oder weniger stark auf eine Insektenbestäubung angewiesen sind. Während es bei Äpfeln, Birnen, Kirschen oder Pflaumen laut der Studie durchschnittlich 65 Prozent mehr Ertrag gibt, wenn ihre Blüten von Insekten bestäubt werden, sind es bei Gemüse im Schnitt 42 Prozent und bei Raps oder Sonnenblumen 25 Prozent. Je nach Gemüsesorte variiert dieser Wert zwischen fünf Prozent bei Bohnen, Paprika und Tomaten und 95 Prozent bei Kürbis und Zucchini. (Unsere Grafik beschränkt sich auf den Wegfall von Bienen als Bestäuber.) 

Eine perfekte Symbiose

Wir wollen den Blick aber weiten, und nicht nur die wirtschaftlichen Interessen der Menschen betrachten. Für unser Ökosystem haben Bienen eine vielleicht noch größere Bedeutung. Fast 80 Prozent aller Nutz- und Wildpflanzen würden von der Westlichen Honigbiene – wissenschaftlich auch apis mellifera genannt – bestäubt, schreiben die Agrarforscher. Die restlichen 20 Prozent gingen auf das Konto von Hummeln, Fliegen, Wildbienenarten, Schmetterlingen und anderen Insekten. 

Bienen sind dabei aber nicht die armen Schlucker, die für alle schuften, am Ende jedoch nichts von ihrer Arbeit haben. Die Forscher beschreiben eine perfekte Symbiose der Bienen mit der Pflanzenwelt: Bienen brauchen den Nektar der Pflanze als Nahrung zum Überleben – Pflanzen brauchen einen Bestäuber, um ihre Pollen zu verbreiten und sich so zu vermehren.

Schon gewusst? Von 100 Pflanzenarten, die über 90 Prozent der Nahrung der Menschen sicherstellen, werden Beobachtungen zufolge 71 von Bienen bestäubt.

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